Profil
Tina Pollmann
Lebenslauf
-
Ausbildung
Gerhart-Hauptmann-Schule – Griesheim (6. – 10. Klasse)
Justus-Liebig Gymnasium – Darmstadt (11.-13. Klasse)
Ruperto-Carola Universität Heidelberg (Vordiplom und Diplom)
Queens‘ University, Kingston (Kanada) (Doktor)
-
Qualifikationen:
Diplom, PhD
-
Berufliche Stationen
Laurentian University/SNOLAB, Sudbury (Kanada)
Technische Universität Muenchen
Universität von Amsterdam/Nikhef (Niederlande)
-
Derzeitiger Job
Ich bin Professorin an der Uni Amsterdam und Forscherin am Nikhef (dem nationalen Institut für Hochenergiephysik der Niederlande)
-
Arbeitgeber*in:
Die Universitaet Amsterdam
-
Was mache ich in der Wissenschaft am liebsten: Detektoren bauen, Daten analysieren
-
Über mich: Tierliebe Forscherin, die immer Projekte am laufen hat.
-
Mehr lesen
Ich lebe jetzt seit gut einem Jahr in einem Vorort von Amsterdam mit meinem Hund und meinen Fischen. Davor habe ich 4 Jahre lang in München gewohnt, und davor 8 Jahre lang in Kanada. Ursprüngliche komme ich aus der Nähe von Darmstadt.
Mit meinem Hund mache ich Agility-Training, was ihm viel Spass macht. Er ist ein kleiner wuscheliger Shihtzu, aber wir haben in der Hundeschule auch den Schäferhunden Konkurrenz gemacht. Da er gut ausgebildet ist, darf er mit an die Uni kommen, was für mich und meine Arbeitsgruppe, und vor allem für den Hund, sehr schön ist. Mein Hund mag alle Lebewesen sehr gerne mit Ausnahme von Bären und Fischen. In Kanada musste er beim Spazieren gehen anschlagen, wenn ein Bär in der Nähe war, dann sind wir einen anderen Weg gegangen. Auf die Fische in meinen Aquarien ist er sehr eifersüchtig. Ich züchte Panzerwelse und Siamesische Kampffische.
Wenn ich Zeit habe, gehe ich Reiten. Ansonsten backe ich auch gerne, und letztes Jahr habe ich Nähen gelernt und viele Corona-Masken genäht. Leider habe ich zur Zeit nur einen Balkon, ansonsten gärtnere ich sehr gerne.
-
Über meine Arbeit: Ich untersuche die mysteriösesten Teilchen im Universum.
-
Mehr lesen
Unser Universum ist voll von Teilchen, die noch nie jemand gesehen hat. Wir sehen nur ihren Einfluss auf sichtbare Objekte, zum Beispiel auf Sterne. Die Materie, die aus diesen Teilchen besteht, wird ‚dunkle Materie‘ genannt, und ist ganz anders, als die Materie, aus der unsere Erde und wir gemacht sind.
Normale Materie besteht aus bekannten Teilchen. Viele der bekannten Teilchen können wir mit unseren Augen auch nicht direkt sehen. Deshalb bauen wir Detektoren. Stellt euch Detektoren wie künstliche Augen vor, mit denen wir verschiedene Teilchen sichtbar machen. Vielleicht habt ihr schon von Elektronen gehört. Diese Teilchen können wir mit dem Auge nicht sehen, aber mit einem Detektor ist das kein Problem. Die ‚dunklen‘ Teilchen im Universum sichtbar zu machen ist sehr schwierig. Viel schwieriger, als Elektronen sichtbar zu machen. Genau das würden wir aber gerne hinbekommen, damit wir ihre Eigenschaften genauer untersuchen können. Daran arbeite ich.
Einen Detektor für neue, mysteriöse Teilchen zu bauen ist gar nicht so leicht. Ich entwickle neue Methoden, die sicher stellen, dass der Detektor gut funktioniert. Diese testen wir im Labor. Dann baue ich, zusammen mit einem grossen Team aus vielen verschiedenen Ländern, die Detektoren auf. Unsere Detektoren sind so gross wie ein Einfamilienhaus, und tief unter der Erde versteckt, um sie vor kosmischer Strahlung zu schützen.
Grosse Detektoren zu bauen ist sehr abwechslungsreiche Arbeit. Der letzte Detektor, den ich gebaut habe, steht 2 km unter der Erde in einem Nickelbergwerk in Kanada. Da der Tunnel ins Labor recht schmal ist, mussten alle Bauteile in Stücken unter Tage gebracht und dann im unterirdischen Labor zusammengebaut werden – insgesamt mehr als 20000 Einzelteile. Wir habe die gleiche Ausbildung gemacht, wie Bergarbeiter, um im Bergwerk arbeiten zu dürfen.
Bei dem Bau eines Detektors in einem Bergwerk muss man mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen arbeiten. Bergleute, Reinigungskräfte, Bauarbeiter, Feinmechaniker, Elektriker, Maschinenbauer, Ingenieure, Kranführer, IT-Fachkräfte, Studenten, Wissenschaftler – alle müssen eng zusammen arbeiten, damit der Detektor am Ende funktioniert. Viele der Detektorsysteme wurden von Physikstudenten unter Tage zusammengebaut – Studenten und Wissenschaftler haben in jeder Schicht am Detektor gearbeitet – manchmal in drei 8-Stunden Schichten am Tag. Teamarbeit und gute Kommunikation sind sehr wichtig in der experimentellen Teilchenphysik.
Der Detektor muss mehrere Jahre lang Daten sammeln, bevor wir etwas über die dunkle Materie Teilchen sagen können. Die Daten nehmen, nach starker Komprimierung, über 600 TB Speicherplatz in Anspruch, und werden auf Hochleistungsrechnern mit speziell dafür geschriebener Software analysiert. Nach 4 Jahren Bauarbeiten unter Tage ist jetzt Arbeit am Computer gefragt. Die Analysemethoden, und die entsprechenden Software, werden meist von Physikstudenten und angehenden Physikern (Masteranden, Doktoranden) entwickelt. Auch hier ist Teamarbeit gefragt, denn die Software ist weitläufig, mit Modulen in C, C++, Python, und JavaScript, 2 unterschiedlichen Datenbanken, mehreren Neuronalen Netzwerken und vielen komplizierten Algorithmen. Jeder ist fuer einen Teil des ganzen verantwortlich, und am Ende werden alle Teile gebraucht, um genau sagen zu können, wie unser Detektor auf die dunkle Materie Teilchen reagiert hat. Gleichzeitig analysieren wir die Stärken und Schwächen des Detektors, und entwickeln neue Technologien, um in Zukunft einen noch besseren Detektor bauen zu können. Der Nachfolge-Detektor wird in Italien unter dem Gran-Sasso Gebirge gebaut.
-
So sieht ein typischer Tag von mir aus: Am Computer: Berichte schreiben, Berichte lesen, Vorträge vorbereiten, Vorträge hören, Daten analysieren. Im Labor: Experimente aufbauen. Ansonsten: Vorlesungen halten, Studenten betreuen, Meetings online und in Präsenz.
-
Mehr lesen
In der experimentellen Astroteilchenphysik („Astro“, weil ich Teilchen untersuche, die ihren Ursprung im Universum haben) gibt es kaum typische Tage. Jeder Tag hat eine andere Zusammenstellung von Tätigkeiten. Typische Arbeiten sind: Vorlesungen halten für Physikstudenten. Vorlesungen vorbereiten. Im Labor den Studenten helfen, Experimente aufzubauen. Mit meinen Studenten die Daten der Laborexperimente, oder des dunkle Materie Detektors, besprechen, und Analysemethoden entwickeln. Software schreiben, um Daten zu analysieren. Ergebnisse graphisch Aufarbeiten und Folien für Vorträge erstellen. Vorträge halten und anhören. Graphiken erstellen, um physikalische Prozesse im Detektor zu veranschaulichen. Anträge für Forschungsgelder schreiben. Detaillierte technische Berichte über neue Analysemethoden oder Ergebnisse schreiben (für die anderen Teammitglieder) und lesen. Wissenschaftliche Berichte schreiben und veröffentlichen (für andere Wissenschaftler). Wissenschaftliche Berichte von anderen lesen. Gruppentreffen. Zoom-Meetings; da die Detektoren in internationaler Kollaboration gebaut werden, waren Zoom-Meetings (früher Telefonkonferenzen) schon immer Teil des Arbeitsalltags.
-
Mein Interview
-
Was oder wer hat dich dazu inspiriert deinen Beruf oder dein Forschungsthema zu wählen?
Meine Oma und Werner Heisenberg (der letztere indirekt über ein Buch von ihm)
Wer ist dein*e Lieblingswissenschaftler*in?
Mathe, Physik, Englisch, Philosophie
Was wolltest du nach der Schule werden?
Seit ich denken kann wollte ich Wissenschaftler werden.
Bist du während deiner Schulzeit jemals in Schwierigkeiten geraten?
Nein
Wenn du deinen jetztigen Job nicht machen würdest, was würdest du stattdessen machen?
Dann würde ich woanders Forschen.
Wer ist dein*e Liebelingssänger*in oder Band?
Billy Joel
-
Meine Kommentare
Wo kommt man hin, wenn man in ein Schwarzesloch fällt? Und wie beweist man das? (1 kommentare)