Profil
Tim Huege
Lebenslauf
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Ausbildung
Nach dem Zivildienst startete ich mein Grundstudium in Physik an der Universität Münster (Westfalen) für 3 Jahre
Dann bin ich mit einem Stipendium an die University of Cambridge in England gegangen und habe dort in einem Jahr einen „Master of Philosphy in Astrophysics“ gemacht.
Mit dem Master-Titel bin ich an das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn gewechselt und habe dort und an der Universität Bonn promoviert. Mit 27 war ich dann „Dr. rer. nat.“ – meinen Doktortitel habe ich als „Astronom“. Mein „Doktorvater“ war Heino Falcke. Den sieht man auch ab und zu mal im Fernsehen, denn er war einer der Projektleiter des „Event Horizon Telescope“, mit dem das erste Bild eines schwarzen Lochs gemacht wurde – das habt Ihr bestimmt gesehen. Davon hat er tatsächlich damals vor 20 Jahren schon gesprochen, und es dann also 20 Jahre später erreicht!
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Qualifikationen:
Ich weiß nicht genau, was hier gefragt ist. Ich bin promovierter Astronom und habe einen Master in Astrophysik. Ich programmiere Computersimulationen und wirke mit am Design von Experimenten und der Analyse ihrer Messdaten.
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Berufliche Stationen
Nach dem Abschluss meiner Doktorarbeit bin ich ans damalige „Forschungszentrum Karlsruhe“ gewechselt – denn hier stand unser damaliges Experiment „LOPES“, und ich habe hier einen „PostDoc“-Vertrag angetreten. Der war zeitlich auf 3 Jahre befristet, wie das so üblich ist. Ich habe dann erfolgreich in einem Antrag Geld für den Aufbau einer eigenenen „Forscher-Nachwuchsgruppe“ eingeworben und mir hier mein kleines Team (so ~5-10 Leute) aufgebaut. Nachdem das sehr erfolgreich verlaufen war, bekam ich die so heiß umkämpfte feste Stelle am Karlsruher Institut für Technologie, das aus einer Verschmelzung der Universität Karlsruhe und des Forschungszentrums Karlsruhe hervorgegangen ist.
Seit 2017 habe ich als Nebenbeschäftigung noch eine Teilzeitprofessur an der „Vrijen Universiteit Brussel“. Zu Nicht-Corona-Zeiten bin ich dort alle paar Monate mal für ein paar Tage. Aktuell machen wir das alles per Videokonferenz; zum Beispiel betreue ich dort zwei Doktoranden mit.
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Derzeitiger Job
Ich bin stellvertretender Gruppenleiter der „Cosmic Ray Technologies“-Gruppe am „Institut für Astroteilchenphysik“. Ich forsche, betreue aktuell 4 DoktorandInnen in Karlsruhe und 2 in Brüssel und hoffe, in den nächsten Monaten noch 3 weitere DoktorandInnen einstellen zu können.
Außerdem bin ich einer der „Editors“ bei der wissenschaftlichen Zeitschrift „Astroparticle Physics“. Dort reichen ForscherInnen ihre Artikel ein, und ich organisiere dann die Begutachtung durch FachkollegInnen. Erst wenn diese ihre Kommentare abgegeben haben und die Autoren diese berücksichtigt haben, kann der Artikel veröffentlicht werden. Das ist das sogenannte „peer review“-Verfahren.
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Arbeitgeber*in:
Das Karlsruhe Institut für Technologie, und als kleinere Nebenbeschäftigung noch die Vrije Universiteit Brussel.
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Was mache ich in der Wissenschaft am liebsten: Rätsel lösen
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Über mich: Ich bin Astroteilchenphysiker und begeistere mich für alles, was mit Messung von Radiowellen zu tun hat
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Ich lebe seit 2005 in Karlsruhe, zusammen mit meiner Frau, meinem Sohn im Grundschulalter und meiner Tochter im Kindergartenalter. Ich liebe Science Fiction, alles Technische, Fotografieren, spiele ab und an auch mal am Computer und muss bei schönem Wetter mit der Familie draußen unterwegs sein, zum Beispiel mit dem Fahrrad. Ich tüftele gerne an Dingen herum, und dafür habe ich mir dann auch den passenden Beruf ausgesucht. 😉
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Über meine Arbeit: Ich entwickele Nachweismethoden für die Messung sehr energiereicher Teilchen, die aus dem Weltall auf die Erde treffen. Hierzu verwenden wir Radioantennen, die extrem kurze "Radioblitze" messen.
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Wir messen die „kosmische Strahlung“, das sind sehr hochenergetische Atomkerne, die aus dem Weltall auf die Erde treffen. Diese Kerne machen dann in der Atmosphäre eine „Teilchenkaskade“ von bis zu Milliarden Teilchen. Teilweise erreichen die den Erdboden und können dort mit Teilchendetektoren (so ähnlich wie Geigerzähler) nachgewiesen werden. Oder man schaut mit optischen Teleskopen die Atmosphäre an und misst ein schwaches „Aufleuchten“ der Atmosphäre im Ultraviolettlicht, wenn die Teilchenkaskade durchtritt. Oder – und das ist mein Ding – man misst extrem kurze, nur wenige Milliardstel Sekunden lange „Radioblitze“, die von diesen Teilchenkaskaden abgestrahlt werden. Im UKW-Radio würde man die wohl als kurzes „Knacken“ bemerken und sich nichts dabei denken. Aber wir schließen daraus, aus welcher Richtung das Teilchen kam, welche Energie es hatte, und ob es eher ein leichter Wasserstoffkern oder ein schwerer Eisenkern war.
Viele Jahre habe ich mich damit beschäftigt, mit Computersimulationen die Entstehung dieser Radiosignale in den Teilchenkaskaden zu simulieren. Der von mir geschriebene Computercode wird heute weltweit von vielen Forschergruppen verwendet. Die Vorhersagen stimmen bisher mit allen Messungen überein. Als ich vor 20 Jahren mit meiner Doktorarbeit anfing, wussten wir nur sehr wenig über diese Emissionen – heute verstehen wir sie bis ins Detail. Das ist schon toll!
Heute bin ich viel im Design, Aufbau und Betrieb von Experimenten für die Messung dieser Teilchenkaskaden involviert. Vor allem am „Pierre Auger Observatorium“, das auf einer Fläche so groß wie das Saarland in Argentinien solche Teilchenkaskaden misst. Im nächsten Jahr werden wir 1700 Radioantennen dort aufstellen, um solche Radiosignale zu messen.
Neben der Messung „kosmischer Strahlung“ kann man Radiodetektionsmethoden auch in dichten Medien wie antarktischem Eis verwenden, um „Neutrinos“ nachzuweisen.
Und am Ende steht von alledem die Frage: Was sind die Quellen dieser so hochenergetischen Teilchen, das die Menschheit sie mit all ihren technischen Errungenschaften nicht annährend erzeugen kann. Und was ist die Physik in diesen Quellen.
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So sieht ein typischer Tag von mir aus: Ich bringe meine Tochter in die Kita und fahre ins Institut, am liebsten mit dem Fahrrad. Dann mache ich eine Videkonferenz mit einer Handvoll Kollegen, die sich um die Simulation von Radiowellen aus Teilchenkaskaden in einem neuen Computercode kümmern. Einer der Kollegen sitzt auf Hawaii und schaltet sich spät abends noch dazu. Normal würde ich noch mal bei unserer Institutskaffeerunde vorbeischauen, aber die findet wegen Corona im Moment immer noch sehr eingeschränkt statt. Danach diskutiere ich mit meinen Doktoranden oder Doktorandinnen über ihre Arbeit und wir besprechen das weitere Vorgehen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit Kollegen bereite ich einen Vortrag vor, den ich in Kürze auf einem Meeting halten muss. Vielleicht bereite ich auch mal einige Computersimulationen vor und starte sie auf einem Supercomputer unter Nutzung von tausenden CPUs gleichzeitig. Und dann moderiere ich nachmittags noch eine Videokonferenz mit ca. 30 KollegInnen aus Deutschland, Holland, Brasilien, Tschechien, Rumänien und anderswo, bei der wir neue Ergebnisse und weitere Vorgehensweisen für unsere Studien beim Pierre Auger Observatorum diskutieren. Oft lese ich auch Artikel Korrektur oder schreibe an Anträgen für Forschungsmitteln.
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Ich denke, der kurze Abriss oben genügt, um einen Eindruck zu bekommen. Früher bin ich auch noch viel gereist. Das geht aktuell wegen Corona nicht, und ehrlich gesagt denke ich auch, dass wir zumindest außereuropäische Reisen wegen des Kilmawandels in Zukunft deutlich verringern müssen – auch wenn es natürlich sehr spannend war, so die Welt zu sehen.
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Wenn ich das Preisgeld von 500 € gewinnen würde, dann würde ich damit folgendes Projekt in der Wissenschaftskommunikation umsetzen oder unterstützen: Ehrlich gesagt müsste ich mir das noch überlegen. Vermutlich an ein tolles Projekt spenden, für welches das Preisgeld wirklich etwas bewegt.
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Siehe oben.
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Mein Interview
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Wie würdest du dich in drei Sätzen oder in drei Worten beschreiben?
Ich will den Dingen auf den Grund gehen. Manchmal nerve ich mein privates Umfeld ganz schön damit, dass ich alles hinterfrage. Ich versuche, fair zu allen zu sein.
Was oder wer hat dich dazu inspiriert deinen Beruf oder dein Forschungsthema zu wählen?
Ich wollte die Natur verstehen. Warum ist der Himmel blau? Was passiert in der Sonne? Wie ist das Universum entstanden? Die großen Fragen ...
Wer ist dein*e Lieblingswissenschaftler*in?
Ich fand tatsächlich Chemie sehr spannend - mein Lehrer war super. Aber auch Sprachen und Geschichte. Überhaupt: Nie mehr später im Leben beschäftigt man sich so vielseitig mit Dingen wie in der Schule. Das fehlt mir ehrlich gesagt heute.
Was wolltest du nach der Schule werden?
Das wusste ich erstmal nicht. Ich wollte entweder Biochemie oder Physik studieren. Letztlich ist es Physik geworden.
Bist du während deiner Schulzeit jemals in Schwierigkeiten geraten?
Zum Glück nicht.
Wenn du deinen jetztigen Job nicht machen würdest, was würdest du stattdessen machen?
Sehr gute Frage. Vielleicht irgendwas mit Cyber-Security, das finde ich auch sehr spannend.
Wer ist dein*e Liebelingssänger*in oder Band?
Ganz schwierig. Sting finde ich seit Ewigkeiten gut.
Was ist dein Lieblingsessen?
Ich hätte gerne mal wieder ein "Bife de Chorizo" in Argentinien. ;-)
Was macht dir am meisten Spaß?
Ein Rätsel erfolgreich zu lösen oder etwas erfolgreich auszutüfteln.
Wenn du 3 Wünsche hättest, welche wären das? Sei ehrlich!
Dass alle in meiner Familie gesund bleiben. Dass wir den Planeten Erde nicht vor die Wand fahren. Dass mehr Menschen die wissenschaftliche Denkweise verstehen und auf sie vertrauen.
Erzähl uns einen Witz!
Hab ich heute im Radio gehört: "Sie haben da eine Lücke in Ihrem Lebenslauf!" - "Da habe ich ein Kleinkind angezogen." ;-) Zumindest als Vater musste ich schmunzeln.
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Meine Kommentare
warum fällt den Mond nicht? (1 kommentare)
warum scheint die Sonne? (1 kommentare)