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Frage: ist es schwer wissenschaftler zu werden?
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Marie Pichotta Beantwortet am 10 Nov 2021:
Eine wirklich gute Frage.
Kommt darauf an, würde ich sagen.Physik und Mathe waren notentechnisch meine schlechtesten Fächer in der Schule. Trotzdem habe ich mich nach der Schule in Physik an der Uni eingeschrieben (zum Glück gibts da keinen NC haha). Im Studium hatte ich dann manchmal damit zu kämpfen, dass ich Sachen nicht so schnell verstanden habe wie meine Kommilitonen. Auch meine Noten waren teilweise nicht so der burner im Bachelor-Studium. Aber ich bin trotzdem dran geblieben und habs geschafft. Da man im Bachelor-Studium quasi alles mal grob anschneidet, damit die Studierenden eine Art Grundlagenwissen erwerben, muss man (wie in der Schule) auch im Studium Dinge lernen, die einen eigentlich nicht interessieren und die man später auch nicht mehr brauchen wird. Im Master kann man sich dann in die Richtung, die einen wirklich interessiert, spezialisieren. Ich war nie Fan von komplizierten Rechnungen, finde aber Experimentieren und Daten auswerten super. Darum bin ich Experimentalphysikerin geworden und keine theoretische Physikerin. Im Master hatte ich es dann bedeutend einfacher, weil es da nicht mehr nur ums stupide Rechnen ging, sondern um das Verstehen und die Zusammenhänge. Da wurden dann auch die Noten besser.
Letztendlich gehts aber im Studium, wie überall im Leben, nur darum am Ball zu bleiben und herauszufinden, was einem Spaß macht und was einem liegt.
Wenn man etwas wirklich möchte, kann man das auch erreichen. Manche erreichen ihre Ziele vielleicht einfacher als andere, haben dann aber vielleicht woanders Defizite. Darum sollte man sich nicht mit anderen vergleichen. Jeder Mensch ist einzigartig.
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Markus Huber Beantwortet am 10 Nov 2021:
Ich denke, für die Wissenschaft muss man die richtige Begeisterung mitbringen. Und dann ist es genauso „leicht“ wie in anderen Bereichen, für die man sich interessiert. Man sollte sich auf keinen Fall abschrecken lassen und denken, dass man sich etwas nicht zutraut. Ich habe einige KollegInnen, die sich erst in eine Physik-Vorlesung getraut haben, nachdem sie schon ein Jahr etwas Anderes studiert hatten. Und dann haben sie festgestellt, dass es gar nicht schwer ist.
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Maria Haupt Beantwortet am 10 Nov 2021:
Kurz gesagt – WissenschaftlerIn zu werden eher nicht, WissenschaftlerIn zu bleiben schon eher.
Wie Marie und Markus schon geschrieben haben, braucht man eine gewisse Begeisterung für die Wissenschaft und muss sich auch hin und wieder mal durchbeißen. Da das Physikstudium NC-frei ist, das heißt der Notendurchschnitt vom Abitur nicht wichtig ist, solange man das Abitur bestanden hat, ist es leicht ein Physikstudium anzufangen. Die ersten Wochen können recht schwierig werden, da das Physikstudium nicht mehr viel mit der Physik in der Schule zu tun hat. Ok, Experimente gibt es immer noch und die Physik ist auch noch die gleiche 🙂 Aber es geht weniger darum, Dinge auszurechnen als vielmehr darum, die Gesetze dahinter zu verstehen sowie kritisches Denken und die wissenschaftliche Arbeitsweise zu erlernen. Aber das kann jeder erlernen, der eine gewisse Neugierde mitbringt.PhysikerInnen werden nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch von Unternehmen gesucht, gerade weil sich PhysikerInnen durch ihre Denk- und Arbeitsweise auszeichnen. Man hat also eigentlich gute Chancen nach dem Studium einen Job zu finden.
Um WissenschaftlerIn zu werden, muss man in der Regel auch einen Doktor in dem Fach haben. Eine Stelle für eine Promotion zu finden ist auch nicht so schwierig, wobei man hier schon ein bisschen flexibler in der Wahl des Ortes sein sollte. Aber viele gehen freiwillig ins Ausland, einfach weil das eine Erfahrung fürs Leben ist, die man ggf nicht so schnell nachholen kann.
Allerdings wird es nach der Promotion zunehmend schwieriger Stellen in der Wissenschaft zu finden, da es viel weniger Positionen für eine Festanstellung gibt als es Doktorandenstellen gibt. Daher wechseln viele nach der Promotion in die Wirtschaft. Dranbleiben kann sich aber lohnen, wenn man genug Begeisterung mitbringt. Neben den Festanstellungen gibt es immer die Möglichkeit, selber Geld einzuwerben, indem man Anträge bei Organisationen schreibt, die Geld für die Wissenschaft zur Verfügung stellen. Und meistens klappt es dann auch mit einer Festanstellung, wenn man sich bewehrt hat.Also Wissenschaftler zu werden ist nicht schwer und mit einer großen Portion Begeisterung für die Wissenschaft, viel Eigenmotivation, viel Ausdauer, etwas Durchsetzungsvermögen und auch ein bisschen Glück steht einer Karriere in der Wissenschaft nichts im Weg 🙂
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Tina Pollmann Beantwortet am 10 Nov 2021:
Zu den Antworten, die schon gegeben wurden, wuerde ich noch folgendes hinzufügen: Meiner Erfahrung nach geben viele, die eigentlich das Talent dazu hätten, die Physik auf, weil nicht genug Frustrationstoleranz vorhanden ist. Fast keiner versteht alle Konzepte auf Anhieb, und macht alle Rechnungen immer richtig. In der Physik muss man damit umgehen können, etwas eine Zeit lang nicht zu verstehen, und darauf vertrauen, dass man wenn man genug daran arbeitet es irgendwann dann doch versteht. Dazu muss man sich und anderen aber auch gestehen, dass man es nicht versteht. Mann muss auch damit umgehen können, unrecht zu haben oder eine Rechnung falsch gemacht zu haben, denn man kann sich nicht rausreden – wenn ich ausgerechnet habe, dass das Elektron 3 cm abgelenkt wird, und im Experiment wird es nur 2 cm abgelenkt, dann muss ich mir eingestehen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das fällt vielen sehr schwer.
Im Labor ist es ähnlich. Es gibt ja den Witz „Biologie ist wenn’s zappelt, Chemie ist wenn’s stinkt, und Physik ist wenn’s nicht funktioniert“. Man baut ein Experiment auf, und es funktioniert erstmal nicht – dann muss man Detektiv spielen und versuchen herauszufinden, was nicht stimmt – Bug in der Software? Wackelkontakt am Kabel? Jemand hat von den 50 Knöpfen an der Elektronik aus Versehen auf einen gedrückt, der nicht gedrückt sein sollte? Ein Staubkorn auf dem O-Ring? Das kann sehr frustrierend sein, bis man das Problem gefunden hat, und auch damit muss man umgehen können.
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