• Frage: Können deine Experimente gesundheitsschädlich sein?

    Frage gestellt PhilippSt am 17 Nov 2021.
    • Foto: Tobias Triffterer

      Tobias Triffterer Beantwortet am 17 Nov 2021:


      Ja, definitiv.

      Beim Betrieb eines Beschleunigers entsteht eine Menge ionisierender Strahlung. Diese Strahlung heißt so, da sie energiereich genug ist, um Elektronen aus Atomen herauszuschlagen, das Atom also zu ionisieren. Damit kann die Strahlung biologische Strukturen wie das Erbgut schädigen und Krebs verursachen.

      Außerdem arbeite ich auch mit gefährlichen Chemikalien. Für das Kühlsystem unseres Detektors kommen nur wenige Stoffe in Frage, die alle Anforderungen erfüllen, und der beste Stoff ist leider ziemlich giftig.

      Die Photodetektoren, die die Lichtblitze, die die Teilchen im Detektormaterial erzeugen, auffangen und in elektrische Signale umwandeln, brauchen Hochspannung von bis zu 2.000 V – in einer normalen Steckdose habe ich nur eine Effektivspannung von 230 V und selbst da kann ein Kontakt bereits tödlich sein.

      Aufgrund dessen muss man natürlich wissen, was man tut, und sich entsprechend schützen. Wer an einem Beschleuniger arbeitet, muss grundsätzlich ein Messgerät (Dosimeter) tragen, dass die Strahlenbelastung misst. Zudem hat jeder Beschleuniger ein Sicherheitssystem, dass dafür sorgt, dass der Beschleuniger nur eingeschaltet werden kann, wenn keine Menschen innerhalb der Abschirmung sind. Bemerkt das System, dass sich dort jemand aufhält, wird der Beschleuniger sofort gestoppt.

      Was die Chemikalien angeht: Beim Umgang mit diesen Stoffen tragen wir Atemschutz – und zwar nicht eine FFP2-Maske oder so etwas, sondern richtige „Gasmasken“ mit mehrere Zentimeter dicken Filtern.

      Die Hochspannung wird ebenfalls nur eingeschaltet, wenn der Testaufbau geschlossen ist, so dass niemand mit spannungsführenden Teilen in Kontakt kommen kann.

      Seit ich an meinem Lehrstuhl an der Ruhr-Uni bin, hatten wir trotz allen Gefahren noch keinen ernsten Unfall, weil dank des Physik-Studiums jeder weiß, was er machen kann und was nicht.

    • Foto: Maria Haupt

      Maria Haupt Beantwortet am 17 Nov 2021:


      Hallo Philipp

      Nein, bei mir eher nicht. Ich arbeite die meiste Zeit am Schreibtisch am Computer und werte die Daten der Objekte im Weltall aus, die wir mit unseren Teleskopen beobachten. Die kosmische Strahlung selbst, um die es bei uns geht, ist zwar definitiv gesundheitsschädlich, aber glücklicherweise schützt uns unsere Atmosphäre vor den hohen Energien dieser Strahlung. Sonst wäre vermutlich auch kein Leben auf der Erde entstanden, oder es sähe deutlich anders aus… Die kosmischen Teilchen (wie Elektronen, Positronen oder Protonen) und die hochenergetische Strahlung (Photonen) wechselwirken mit den Molekülen in der Luft, das heißt, sie werden in sehr viele Teilchen mit viel weniger Energie zerteilt, die für uns Menschen unbedenklich sind.
      Allerdings ist vor Ort bei den Teleskopen Vorsicht geboten. Nicht unbedingt wegen der Teleskope selbst (man muss schon ein paar Dinge beim Beobachten und dem Betreiben der Teleskope beachten, aber wenn man das tut, dann ist es relativ ungefährlich), sondern wegen der Gefahren in Namibia. Dort gibt es einige sehr giftige Schlangen und Skorpione und auch ein Gepard wurde dort schon gesichtet. Ich war zum Glück im Namibianischen Winter (Juni-Juli) dot und bin zum Glück keinem dieser Tiere begegnet 🙂

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